Frau und Mann sitzend mit Stoffresten © CBM

Als meine Sehkraft nachließ, versuchte ich, Hilfe zu bekommen.

Mwanahamisi Saidi

Ebnen Sie den Weg in ein selbstbestimmtes Leben!

Schleichend und heimtückisch legte sich Grüner Star auf ihre Augen und raubte ihnen das Augenlicht. Rashid und Mwanahamisi verlieren jegliche Hoffnung, in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen. In einem von der Christoffel-Blindenmission (CBM) geförderten Trainingsprogramm finden sie ihr Selbstvertrauen wieder. Gemeinsam schaffen sie den Neuanfang in ein selbstbestimmtes Leben.

Gemeinsam Großes bewegen

In armen Ländern sind Menschen mit Behinderungen eine extrem benachteiligte Bevölkerungsgruppe. Ihnen wird Ablehnung und Vorurteile entgegengebracht. Sie leben oft am Rand der Gesellschaft und haben wenig Aussicht auf Bildung und Arbeit. Die CBM setzt sich gemeinsam mit ihren Partnern vor Ort dafür ein, dass Betroffene die gleichen Chancen auf Bildung und ein selbstbestimmtes Leben erhalten wie nicht behinderte Menschen. Denn sehr oft sind es gesellschaftliche Hürden und Vorurteile, die eine erfolgreiche Inklusion erschweren. Wir sorgen dafür, dass behinderte Menschen ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können und dauerhaft den Weg in einen selbstbestimmten Alltag zurückfinden.

  • 46.431 Menschen mit Behinderung bekamen 2017 Zugang zu Bildungsmöglichkeiten.

  • 2/3 der CBM-geförderten Schulen waren 2017 bereits inklusiv.

  • 16.210 Menschen mit Behinderungen erhielten finanzielle Hilfe, um den Start in ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen.

Unsere Maßnahmen zur langfristigen Existenzsicherung für behinderte Menschen:

  • Infrastrukturen verbessern und einen Zugang zu Bildung und Ausbildungsplätzen schaffen
  • Unterstützung bei beruflicher Selbstständigkeit, z. B. durch Spargruppen
  • Bewerbungstraining für behinderte Menschen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen
  • alle Dorfbewohner aktiv miteinbeziehen
  • langfristige Versorgung ganzer Dörfer durch Brunnenbau, Saatgut, Schafe u.a. sichern

Blindheit konnte ihnen nichts anhaben

Rashid und Mwanahamisi aus Tansania sind unwiderruflich erblindet. Sie verloren ihre Arbeit und ihre finanzielle Sicherheit. Doch sie fanden ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben zurück – gemeinsam.

Frau und Mann beim verkaufen ihrer Produkte © CBM
Mwanahamisi (l.) und ihr Mann Rashid

Alles auf Anfang

Einst gehörte Rashid der Mittelschicht in Daressalam an, die es zu etwas gebracht hat. Er machte eine Ausbildung und arbeitete danach im Labor eines Farbenherstellers. Rashid konnte seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten und war sehr stolz darauf.

Mwanahamisi hatte ihr eigenes kleines Geschäft, das sie mit viel Herzblut betrieb. Eine schicksalhafte Wendung sollte ihr Leben für immer verändern und sie zusammenführen. Beide erblindeten unheilbar an Grünem Star und waren plötzlich komplett auf die Hilfe von anderen angewiesen.

 

Mann und Frau verkaufen ihre Produkte © CBM
Rashid (r.) hat gelernt, Fußmatten aus Stoffstreifen herzustellen.

Die Chance auf ein besseres Leben

Mwanahamisi suchte sich Hilfe und kam in die Klinik mit Rehazentrum des CBM-Partners CCBRT (Comprehensive Community Based Rehabilitation in Tanzania). Dort stellten die Ärzte bei ihr Grünen Star fest und verschrieben ihr Augentropfen. Da sie auf einem Auge bereits erblindet war, sollten die Augentropfen die Sehkraft des anderen Auges bewahren. Als Mwanahamisi jedoch aufhörte die Tropfen zu nehmen, erblindete sie auch auf ihrem zweiten Auge. Sie musste ihr geliebtes Geschäft aufgeben. Mwanahamisi war sehr verzweifelt, weinte den ganzen Tag und verließ ihr Haus nicht mehr. Ihre Freunde machten ihr Mut: "Verzweifle nicht, das Leben ist nicht zu Ende! Wenn du lernst, mit der Blindheit zu leben, kannst du ein gutes Leben führen." Sie rieten ihr, zu den Treffen der Selbsthilfegruppe "Tanzania League for the Blind" (TLB) zu gehen.

Auch Rashid erblindete unwiderruflich an der Augenkrankheit Grüner Star. Sein bisheriges Leben war schlagartig vorbei. Als seine Sehkraft nachließ, hoffte er zunächst, dass sich das Problem von selbst lösen würde. Seine Hoffnung war jedoch vergebens. Bald hatte sich seine Sehkraft so stark verschlechtert, dass er nicht mehr arbeiten konnte. Ein Arzt sagte ihm, dass er sein Augenlicht für immer verloren habe. Rashid war angsterfüllt und niedergeschlagen –  Bis seine Tante ihm Mwanahamisi vorstellte.

Blinde Frau und ein blinder Mann mit Blindenstock © CBM
Mit dem Taststock bewegen sich Mwanahamisi (l.) und Rashid geschickt und sicher durch Gassen und Straßen.

Mit der Blindheit leben lernen

Mwanahamisi erzählte ihm vom CBM-geförderten Trainingsprogramm für blinde Menschen. Ihr Trainer, der Gemeindehelfer Moshi, zeigte ihnen, wie sie kochen, ihre Kleidung waschen und sich sicher mit dem Taststock auf der Straße zurechtfinden. Schritt für Schritt lernten sie alle nötigen Fähigkeiten, um sich blind im Alltag zurechtzufinden.

Innerhalb von sieben Monaten erfuhren Mwanahamisi und Rashid, wie sie Kraft aus ihren eigenen Fähigkeiten schöpfen und beruflich wieder neu anfangen können. Sie lernten, aus Plastiksäcken und Stoffstreifen Fußmatten herzustellen, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Durch das CBM-geförderte Training finden sie langfristig ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben zurück.

Lächelnder Mann mit Stoffresten in der Hand © CBM
Mwanahamisi macht es Freude, Upcycling-Produkte aus Stoffesten und Plastik herzustellen.

Der Zukunft blicken sie als Paar entgegen

Bald sollte aus Freundschaft mehr werden. Mwanahamisi lud Rashid zu einem Fest ein, auf dem sie sich ineinander verliebten. Rashid erinnert sich gerne an den Abend zurück. Lächelnd erzählt er, dass es eine wunderschöne Feier und der Beginn ihrer Liebe war. Mittlerweile sind sie verheiratet und wohnen zusammen. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit dem Knüpfen von Fußmatten. "Wir führen jetzt ein Leben wie andere Paare auch", sagt Rashid stolz. "Wir kochen, essen und arbeiten gemeinsam. Und wir treffen wieder unsere eigenen Entscheidungen."