
Mit Bananenbier in eine bessere Zukunft
Kriegsschädigung, Ausgrenzung, Behinderung – in Ruanda sind unzählige Menschen durch vielfältige Gründe an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Obwohl sie gerne möchten, können sie nicht für den eigenen Lebensunterhalt sorgen. Zum Glück gibt es da eine von der CBM unterstütze Spargruppe, die den Menschen neuen Lebensmut gibt. Drei Spargruppenmitglieder lernen Sie heute kennen.
"Ich wollte nur noch sterben." So beschreibt die 55-jährige Jeanne ihr Gefühl nach den traumatischen Erlebnissen des Völkermordes in Ruanda. Damals, vor 25 Jahren, verlor sie ein Bein durch eine Landmine. Ausgestoßen, ohne Einkommen und mit einer kleinen Tochter blieb Jeanne nur eins übrig, um nicht zu verhungern: betteln.
Zu der Zeit musste Jeanne viel Leid ertragen: "Die Menschen haben mich diskriminiert, nannten mich 'Kimuga'." Übersetzt bedeutet das so viel wie "zerbrochener Krug". Jeanne bringt es auf den Punkt, als was die Menschen sie damals ansahen: Als "ein Niemand."
Was es heißt, zu verzweifeln und ohne Perspektive zu sein, weiß auch der 59-jährige Jean Marie. Nach einem Unfall erblindete der Familienvater. Jegliche Chance auf eine gesicherte Zukunft war verloren: "Ich hatte damals keine Hoffnung mehr. Fragte mich, wie mein Leben weitergehen soll", erzählt Jean Marie.
Und auch die 37-jährige Judith war lange ohne Hoffnung. Die alleinerziehende Mutter von vier Kindern war geschockt, als sie erfuhr, dass ihr zweitältester Sohn an Polio erkrankt war. Wie sollte sie seine Behandlung bezahlen? Und was sollte aus ihren anderen drei Kindern werden? Noch dazu: Ihre kleine Lehmhütte war stark sanierungsbedürftig.
Doch dann der Lichtblick: Die drei erfuhren von einer Dorfspargruppe speziell für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige. Ohne zu zögern schlossen sich alle drei der Gruppe an.
Die Gruppe besteht mittlerweile aus 26 Mitgliedern. Schwere Schicksalsschläge eint sie alle - und dass sie eine bessere Zukunft erreichen wollen. Dafür gibt jeder einen kleinen Betrag in die Gemeinschaftskasse. Von dem gesammelten Geld erhalten die Mitglieder Kleinkredite. Einzige Voraussetzung: Der Geschäftsidee muss die ganze Gruppe zustimmen.
Judiths Geschäftsidee stieß sofort auf Zustimmung. Mit dem Geld zog sie ihren eigenen kleinen Bohnenhandel auf. Und das mit Erfolg: Ihr und ihrern Kinder geht es finanziell wesentlich besser, sogar die Hütte konnte sie reparieren lassen. "Ich bin überglücklich, ein Mitglied der Spargruppe sein zu dürfen", strahlt sie.
Mit dem Geld, das Jean Marie erhielt, kaufte er Bananenstauden. Die Früchte reifen in einem Erdloch, anschlißend entfernt Jean Marie die Schalen und zermatscht die reifen Bananen so lange, bis Saft austritt. Das Ergebnis nach anschließender Gärung: Bananenbier. Mit dem Verkaufserlös seines ungewöhnlichen Bieres versorgt Jean Marie seine Familie.
Und Jeanne? Dank des Kredits baute sie eine eigene Tomatenzucht auf. Heute verdient sie durch den Tomatenverkauf so viel, dass sie sogar Erntehelfer einstellen konnte. Zwar ist ihr Leben nach wie vor nicht einfach, gleichzeitig ist sie aber voller Zuversicht. Und: "Ich bin kein Niemand mehr!"