Mit Dorfspargruppen gemeinsam die Armut in Äthiopien bekämpfen

Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Folgen der Armut bekommen besonders Menschen mit Behinderungen zu spüren. Damit sie endlich eine Chance bekommen, ihr Einkommen nachhaltig zu verbessern, fördert die Christoffel-Blindenmission (CBM) sogenannte Dorfspargruppen. Als Mitglied einer Spargruppe können Menschen mit und ohne Behinderungen oft zum ersten Mal im Leben Geld leihen, um damit z. B. einen kleinen Laden zu eröffnen.

  • 108 Mio Einwohner: Hinsichtlich der Einwohnerzahl ist Äthiopien das zweitgrößte Land Afrikas.

  • Hütten und Palmen

    Äthiopien ist extrem arm: das 173. von 188 Ländern auf dem Index der menschlichen Entwicklung.

  • Rollstuhlnutzer

    Laut Weltgesundheitsorganisation haben 18 Millionen Menschen in Äthiopien eine Behinderung.

Das Spargruppen-Konzept

Im landwirtschaftlich gepägten Äthiopien leben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung auf dem Land. Dort gibt es oft keine Banken in erreichbarer Nähe und damit keine Möglichkeit, Geldgeschäfte zu tätigen und Finanzdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Die Einrichtung sogenannter Spargruppen hilft, dieses Problem zu lösen. Spargruppen sind ein erfolgreiches Modell für Kleinkredite auf Gemeindeebene, um Armut zu reduzieren. Sie haben sich schon in anderen afrikanischen Ländern wie Ruanda und Uganda bewährt und arme Menschen finanziell und sozial gestärkt. Die CBM fördert deshalb die Ausbreitung des Spar-Modells in Äthiopien – und dass bestehende Gruppen Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen aufnehmen.

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Die Dorfspargruppe "Vision" bei einer Zusammenkunft in Sodo: Die Gruppenmitglieder treffen sich regelmäßig und entscheiden über die Verwendung des Ersparten.

Die Spargruppen werden auch als Dorfsparverbände (Englisch: Village Savings and Loan Associations/VSLA) bezeichnet. Sie verwalten sich selbst und erhalten keine externe Finanzierung. In ländlichen Gemeinden bieten sie einfache Spar- und Kreditmöglichkeiten. Dafür sparen die Gruppenmitglieder gemeinsam. Von den Ersparnissen können sie kleine Kredite vergeben oder nehmen.

Sparen stärkt die Produktivität

Jede Gruppe entscheidet für sich, wann angesammelte Spar- und Darlehensgewinne an die Mitglieder ausgeschüttet werden. Dies kann nach einem Jahr oder auch schon nach drei Monaten der Fall sein. Die Gruppen-Mitglieder nehmen zum Beispiel Kredite auf, um Kosten für Schulgebühren und medizinische Ausgaben zu decken. So sind sie nicht gezwungen, produktive Vermögenswerte wie beispielweise Nutztiere, landwirtschaftliche Geräte etc. zu verkaufen, und können dennoch laufende Kosten begleichen.

Kredite für Minigewerbe

Die Mitglieder verwenden die Kredite auch, um Mini-Gewerbe wie kleine Läden oder Marktstände aufzubauen, die wiederum ihr Haushaltseinkommen erhöhen. Auch Notfall-Ausgaben können die sparenden Frauen und Männer mit Krediten begleichen – beispielsweise für Beerdigungen oder Krankentransporte. Durch verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten verbessert sich die Lebensqualität der Gruppenmitglieder mit und ohne Behinderungen insgesamt.

  • 1.290 Frauen und Männer mit Behinderungen sind durch das Programm Mitglieder in bestehenden Spargruppen.

  • 1310 Frauen und Männer mit Behinderungen sind durch das Programm in eigenen Spargruppen organisiert.

  • 70 % dieser Frauen und Männer haben durch eine neue berufliche Tätigkeit ihr Einkommen verbessert.

  • 6.000 Frauen und Männer mit Behinderungen sollen bis zum Jahr 2023 Mitglieder in Spargruppen sein.

Ausbildung macht fit fürs Geldverdienen

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Besuch für die Gruppe "Chisha" (Blume): Jemisraeh Fanta (22) ist eine der Mentorinnen, die der CBM-Partner ausgebildet hat. Engagiert und einfühlsam betreut sie mehrere Spargruppen im Damot-Sore-Distrikt.

Zum Programm gehören Schulungen, die Spargruppen-Mitglieder dafür sensibilisieren, wie wichtig es ist, Menschen mit Behinderungen in bestehende Spargruppen aufzunehmen. Auch die Gründung neuer Dorfsparverbände, die sich aus Menschen mit Behinderungen und deren Familienangehörigen zusammensetzen, wird unterstützt.

Die Spargruppen-Mitglieder werden auch in Geschäftsführung und -entwicklung ausgebildet, außerdem in wichtigen Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Umweltschutz, Hygiene und Gesundheit. Das Know-how hilft ihnen dabei, ihre Lebenssituation eigenständig nachhaltig zu verbessern und als Selbstständige Geld zu verdienen.

Der Partner

2005 trafen sich Fachleute in Äthiopien und beschlossen, eine neue Art von Organisation zu gründen, die Inklusion fördert. Das Ziel: den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen im Land besser gerecht zu werden. Daraufhin wurde das "Ethiopian Center for Disability and Development" (ECDD) gegründet. Heute arbeiten bei dem CBM-Partner ECDD mit Sitz in Addis Abeba 42 Menschen in verschiedenen Regionen Äthiopiens, um Menschen mit Behinderungen die volle Teilhabe in der Gesellschaft zu ermöglichen.

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