
Sich ohne Worte verstehen
Eineinhalb Jahre Jahre ist es nun her, dass Dr. Uta Fröschl von Sambia nach Äthiopien gezogen ist. Auch dort stellt sie ihre Arbeit in den Dienst gehörloser Menschen. Ihr Arbeitsalltag im Krankenhaus ist eng getaktet. Da ist ein Besuch in einer Schule für gehörlose Kinder eine willkomene Abwechslung. Dort zeigt sich, dass es keine Worte braucht, um sich zu verstehen.
Ohne zu reden, viel erzählen. Für die siebenjährige Metasabiya völlig normal. In einer unglaublichen Geschwindigkeit reiht sie während des Unterrichts Wort an Wort.
Metasabiyas Eltern sind ebenfalls gehörlos und brachten ihr von klein auf Gebärdensprache bei. So hat sie den anderen Schülern schon einiges voraus. Sie müssen die Gebärdensprache erst noch lernen.
Die Schule, die Metasabiya besucht, ist speziell auf die Bedürfnisse gehörloser Kinder und Jugendlicher ausgerichtet. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vermittlung der Gebärdensprache. Bis zur 12. Klasse werden die Schülerinnen und Schüler hier ausgebildet.
Für die Schülerinnen und Schüler ist heute ein besonderer Tag: HNO-Ärztin Dr. Uta Fröschl stattet ihnen einen Besuch ab. Die Ärztin arbeitet im Auftrag der CBM in Äthiopien, um Menschen mit Hörschädigungen zu helfen. Bei Metasabiya stellt Dr. Fröschl fest: "Ihre Trommelfelle sehen normal aus. Ich denke, sie ist von Geburt an gehörlos."
Auch wenn Metasabiya unwiderruflich ihr Gehör verloren hat, will die Ärztin herausfinden, ob es noch Möglichkeiten gibt, die anderen Kinder vor einem vollständigen Gehörverlust zu bewahren. Während des Schulbesuchs zeigt sich: Schüler und Ärztin verstehen sich auf Anhieb – auch ohne Worte.
Auch privat hat sich die deutsche Ärztin gut in Äthiopien eingelebt: "Das Bild zeigt mich beim Silvesterspaziergang im Simien-Nationalpark", erzählt Dr. Fröschl. An die Millionenmetropole Addis Abeba musste sie sich allerdings erst gewöhnen. Auch deshalb lieben sie und ihre Familie Fahrten aufs Land, wo alles ein wenig ruhiger zugeht.